Mehrmals versuche ich Jandl zu erreichen. Niemand geht an den Apparat. Jandl ist immer nach ein-, zweimaligem läuten zur Stelle. Daß niemand abnimmt und Jandl auch nicht gesagt hat, daß er für längere Zeit weg sei, ist ungewöhnlich, besonders, da in nächster Zeit Lesungen anstehen.

Klaus Siblewski

Dann dieser hochgejubelte Begriff der „Lesereise“. Ein Kaufhaus in Birmingham an einem geschäftigen Samstagvormittag, es herrsche reges Treiben, und mittendrin ich an einem Tisch, zwischen Stapeln meines neuen Buches „Johnny, ich kannte dich kaum“. Mütter mit kleinen Kindern, wütendenden Kindern, unruhigen Kindern, gingen an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Niemand blieb stehen, um ein Buch zu kaufen oder auch nur ein eines hineinzuschauen. Der offensichtliche Misserfolg dieser Aktion musste sich bis in die höheren Etagen herumgesprochen haben, denn wenig später wurde über die Lautsprecheranlage  durchgesagt, dass ich gerne bereit sei, meinen druckfrischen Roman zu signieren. Ich wartete, schaute verlegen die vorbeigehenden Leute an.

Schriftsteller über Lesungen

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